Die Salzburger Emigration in Bildern
Leinen, 271 Seiten, 248 Abb., 25 farb. Taf.
ISBN 978-3-87437-239-8
3. Auflage, Januar 1986
vergriffen
Die Vertreibung von über 20000 Protestanten aus dem Fürstbistum Salzburg in den Jahren 1731/32, das Schicksal dieser Emigranten, ihre Aufnahme durch den Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. und die Ansiedlung in Preußisch Litauen, der Dürrnberger in Holland sowie kleinerer Gruppen in Süddeutschland (z. B. in Württemberg) und in Georgia (USA) hat die Menschen der damaligen Zeit in weiten Teilen Europas sehr bewegt.
Zahlreiche zeitgenössische Flugschriften und ausführliche Beschreibungen wissen von diesem Ereignis zu berichten. Doch auch die Kupferstecher hielten in Bildern fest, was sie selber gesehen, Vorgänge, von denen ihnen Augenzeugen berichtet oder über die sie in den Veröffentlichungen gelesen hatten. Die Kartographen zeigten auf Landkarten die alte und neue Heimat der Salzburger sowie die Wanderwege der verschiedenen Flüchtlingsgruppen. Es wurden anläßlich der Emigration großformatige Kupferstiche, Faltbriefe, Schraubmedaillen mit Bilderzyklen und auch ein Wandkalender nach dem Vorbild der evangelischen Gedenkgraphik hergestellt, kleine handgemalte Andachtsbilder auf Pergament sowie Porträtstiche protestantischer Führer und Lehrer. Viele der Druckschriften und Bücher wurden illustriert. Diese Graphiken, die heute - über Museen, Bibliotheken und Archive verteilt - in den Magazinen liegen und damit der Öffentlichkeit kaum zugänglich sind, werden hier gemeinsam mit den reizvollen Aquarellbildern und einem Hinterglasbild aus Augsburg sowie den Bildnissen des preußischen Hofmalers Antoine Pesne gezeigt.
Dabei gibt uns dieses Bildgut in seiner Gesamtheit durch die vielseitigen Bildformen einen höchst lebendigen Einblick in das Emigrationsgeschehen von 1731/32, darüber hinaus aber auch in das Leben und Denken der Menschen jener Zeit.
Die volkstümliche und schlichte Art der zeitgenössischen Emigrationsgraphik, aus der immer wieder fröhliches und unerschütterliches Gottesvertrauen spricht, wird evident im Vergleich mit späteren Darstellungen zu diesem Ereignis, die vor allem im 19. Jahrhundert aus dem erwachten patriotischen Bewußtsein und dem Preußentum entstanden, wie einige Beispiele retrospektiver Bilder dartun.
Nicht jedem werden die Einzelheiten der Emigration der Salzburger Protestanten bekannt sein. Darum ist diesem Buch eine historische Einführung aus der Feder von Pfarrer Gerhard Florey und von Professor Dr. Hans Wagner vor angestellt, und auch die Darstellungen auf den verschiedenen Bildern werden in ihrem Zusammenhang mit der Emigrationsgeschichte erklärt. Aber auch auf die Verlagsorte und Hersteller dieser Graphiken wird eingegangen, denn die Emigrationsgraphik ist nicht nur aus der Sicht der Geschichte der Salzburger Protestanten interessant, sondern sie gibt uns einen Überblick über die reichen Möglichkeiten der volkstümlichen Graphik der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie zeigt uns, wie in damaliger Zeit von ungewöhnlichen Ereignissen berichtet wurde. Dabei wird deutlich, daß durch die unterschiedliche Verbreitung des Kupferstecherhandwerkes die "aktuelle Bildberichterstattung" nicht allein von der Bedeutung, sondern auch von dem Ort des Geschehens abhängig war.